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Meine militärische "Karriere"


Chronologie

 

November 1980

Musterungsuntersuchung

Herbst 1981

Musterung

03.11.1982

Einberufung

26.04.1984

Entlassung als Unteroffizier d. Res.

Okt./Nov. 1985

Reservistenausbildung im Rahmen des Studiums in Seelingstädt

01.05.1986

Beförderung zum Leutnant d. Res.

1991

Feierabend!


Wieso Grenztruppen?

Ich frage mich heute noch, warum sich die DDR so sehr selbst gefährdete und jemanden wie mich, der Armee und Armeedienst ablehnte, bis zum Offizierdienstgrad liftete? Schon auf Grund des permanenten Arbeitskräftemangels wäre die Möglichkeit eines Zivildienstes für die Volkswirtschaft ein Segen gewesen. Ganz davon abgesehen, dass dieser riesige Militärapparat auch einen Haufen Geld verschlang (ist heute nicht anders).

Nun kann man aus heutiger Sicht die Frage stellen, warum ich - trotz Militärphobie - den Wehrdienst nicht verweigerte. Kurz und knapp: Eine echte Alternative gab es nicht. Natürlich hätte ich einen auf hartgesottenen Verweigerer machen und eine Laufbahn als Bausoldat anstreben können. Aber erstens war das mit einem Haufen Ärger verbunden und zweitens bin ich gar nicht auf die Idee gekommen. Es mußte (fast) jeder zur "Asche", also hat man sich schulterzuckend seinem Schicksal ergeben. (Heute finden sich ja genug Klugscheißer, die da "ganz anders" gehandelt hätten.)

Immerhin reichte mein Starrsinn soweit, dass ich mich hartnäckig und erfolgreich jeglichen Werbe- und Überredungsversuchen zum Längerdienen widersetzte: 3 Jahre (Uffz.), 10 Jahre (Berufsuffz.), 25 Jahre (Berufsoffizier) - für jede Variante wurden Angeln ausgeworfen.

Seitens der Schule wurde ich diesbezüglich in Ruhe gelassen (dafür immerwährenden Dank an meine Lehrer), denn ich hatte seit der 8. Klasse den Berufswunsch Lehrer - in der DDR auch ein Beruf mit akuten Bewerbermangel. Aber bei jedem Besuch auf dem Wehrkreiskommando (s. Tabelle oben) wurde massiv die Werbetrommel gerührt. Ins gleiche Horn stießen Vertreter der FDJ-Kreisleitung, die alle Jungs bei Gesprächen an der EOS bearbeiteten.

Beliebtes Druckmittel war der Studienplatz: "Wenn Sie sich nicht für 3 Jahre Armee verpflichten, bekommen Sie keinen Studienplatz."
Ich konterte regelmäßig mit der Wichtigkeit des Lehrerberufs für unseren sozialistischen Arbeiter- und Bauern-Staat. Wenn es zu bunt wurde, sagte ich von Situation zu Situation wechselnd,

  • dass meine schulischen Leistungen so gut seien, dass ich garantiert eine Studienplatz bekommen würde und ich dazu keine 3 Jahre Armee bräuchte, egal was mir mein Gegenüber auch einreden wolle,
    oder

  • dass ich dann eben nicht studieren würde (obwohl ich es nie ernsthaft in Erwägung gezogen habe) und meine Abiturausbildung, in die der Staat viel Geld investiert habe, eben umsonst gewesen sei
    oder einfach

  • "Nein, da ist jede weitere Diskussion zwecklos".

Das hatte überhaupt nichts mit "Widerstand" oder Anti-DDR-Haltung zu tun. Vor dem Wehrdienst hatte ich einfach so eine Abneigung und so einen Horror, dass ich da bockig wie ein Esel wurde und auf Durchgang schaltete. Und gucke da: Ich kam mit 18 Monaten über die Runden. Auch wenn man es natürlich während des ersten Diensthalbjahres noch zwei-, dreimal mit Werbegesprächen versuchte. Aber gerade, weil ich da schon selbst die Tretmühle Militär erlebt hatte, waren die sehr kurz (siehe obige Variante c).

Wehrdienstausweis
Wehrdienstausweis

Erkennungsmarke
Erkennungsmarke

Als man mich bei der Musterungsuntersuchung das erste Mal wegen dem Thema "Grenze" fragte, stellte ich klar, dass ich damit keine Probleme hätte. Irgendwann in dieser Zeitspanne erkundigte sich auch das MfS bei den Nachbarn nach mir. Später bei der Musterung fragte man nochmals und ging auch auf mögliche brenzlige Situationen (u. a. Anwendung Schusswaffe) ein. Einerseits macht man sich als 18jähriger macht man sich nicht so einen Kopf über alle Eventualitäten, andererseits empfand ich die Aussicht "Grenze" als etwas Besseres, Wichtigeres im Vergleich zum "gewöhnlichen" Soldaten; schließlich schützt der Grenzsoldat ja in vorderster Linie das Vaterland. Letzteres ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn ich empfand das Land DDR mit allen seinen guten und schlechten Seiten und trotz aller Defizite in Demokratie, Wirtschaft und mit seinen teilweisen Versorgungsmängeln, als mein Land, mein Heimatland.

Offensichtlich passte ich ins Schema "G", schließlich teilte die Musterungskommission mir mit, dass ich als "Mot.-Schütze" gemustert werde und für den Einsatz bei den Grenztruppen vorgesehen sei. Damit war ich relativ zufrieden, da ich einen möglichen Grenzdienst (von dem ich damals allerdings keinerlei Vorstellungen hatte) erträglicher ansah, als ein Übern-Acker-Rennen bei den "Muckern" (Mot.-Schütze, zu dt.  Infanterie), ohne über den Wehrdienst an sich besonders glücklich zu sein.


Wieso die Beförderungen?

Dafür waren keine militärischen Verdienste die Ursache, man musste - entgegengesetzt zu landläufigen Meinungen - auch niemanden an der Grenze erschossen haben. Jeder Studienanwärter wurde am Tag der Entlassung zum Unteroffizier der Reserve befördert, damit er - so bekam ich später mit - nach "erfolgreicher" Reservistenausbildung im 3. Semester zum Leutnant der Reserve ernannt und im Ernstfall das Vaterland als Offizier verteidigen konnte.

Ernennungsurkunde zum Leutnant
Ernennungsurkunde
Schulterstücke Leutnant
Schulterstücke Leutnant.
Makel: Nicht Grün (Grenztruppen),
sondern Weiß (Infanterie)

Immerhin empfand ich es als Zurückstufung, im Fall der Fälle mit Mucker-Schulterstücken durch die Gegend rennen zu müssen, schließlich war man mal Grenzer gewesen...
Für den Ernstfall wurde ich mit dem "Einberufungsbefehl M"

Einberufungsbefehl M, vorn

Einberufungsbefehl M, hinten

und einem überlebensnotwendigem Merkzettel ausgestattet:

Merkblatt zum Einberufungsbefehl M

Der schönste Tag meiner militärischen Karriere - neben meiner Entlassung vom Grundwehrdienst am 26. April 1984 - war der Tag irgendwann im Jahr 1991, als ich aus der Zeitung erfuhr, dass die Bundesrepublik Deutschland auf die in NVA und Grenztruppen Gedienten als Reservisten verzichtet. Ich hätte damit ein ernsthaftes Problem gehabt, plötzlich beim Gegenüber militärisch dienen zu müssen.

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