Russland
Karelien
Helsinki (A) - Sortavala (B) - Petrosawodsk
(C) - Belomorsk (D) - Poljarnije Sori (E) - Murmansk (F)
Sortavala
Von Helsinki aus fuhren wir ein ganzes
Stück auf der Straße Nr. 6 nach Norden, um den Verkehr Richtung St. Petersburg
zu umgehen, und nutzten den Grenzübergang Värtsilä / Wjartsilja. Der
Grenzübertritt dauerte eine dreiviertel Stunde und das größte Interesse bei den
russischen Grenzern erregte wieder unser Dachzelt. Das Erklären der
Funktionsweise ersparte uns das Aufklappen und so konnten wir bald auf der sehr gut
ausgebauten Straße gen Sortavala fahren.
In Sortavala war aber Schluss mit guter
Straße: riesige Schlaglöcher von beeindruckendem Durchmesser und heftiger Tiefe
auf der Hauptstraße sowie unbefestigen Straßen kurz neben der Hauptstraße waren
das Normale. Auf der Suche nach einer zeltgeeigneten Übernachtung überquerten
wir zweimal die abenteuerlich anmutende Brücke in Richtung des Hotels "Lamberg",
das zwar eine Menge Freizeitdrumherum, aber keine Zeltmöglichkeit bot. Dort
bekamen wir aber den Tipp, es beim Hotel "Piipun Piha" (Orientierungspunkt hoher
Schornstein) zu versuchen. Beim
"Piipun Piha" konnten wir für 400 Rubel (rund
5,50 €) auf dem Parkplatz bleiben, auf dem schon einige finnische Wohnmobile
parkten (Stromanschlüsse vorhanden). Beim Wort "Zelt" wollte die Dame an der
Rezeption abblocken (obwohl es auf dem Gelände sogar ein Zeltschild gab), aber
als ich korrigierte und "Auto" angab, war es in Ordnung.
Da wir keine Lust mehr auf Nahrungssuche
hatten, gingen wir zum Abendbrot ins Hotelrestaurant. Zwar wurden meine kurzen
Hosen misstrauisch beäugt (ob ich nicht wenigstens ein paar lange Jeans hätte -
"Nein, wir sind im Urlaub!") und wir mussten deswegen auf der Empore Platz
nehmen (was nicht der schlechteste Platz war). Und für umgerechnet 25 € gab es
ein ausgiebiges Abendbrot inkl. Getränken.
Sortavala |
Brücke mit Löchern |
Parkplatz vorm Hotel "Piipun Piha"
Sortavala - Petrosawodsk
Am nächsten Morgen ging es bei strömenden
Regen, der zum Glück erst nach dem Frühstück und dem Zusammenbau des Zeltes
einsetzte, nach Osten Richtung Petrosawodsk. Wir nahmen aber nicht den direkten
Weg, sondern bogen bei Leppyasilta (Леппясилта) nach Südosten ab und fuhren am
Ladogasee entlang. Die Straßenqualität passte sich dem Wetter an, aber wir
hatten die Hoffnung, in den am Wege liegenden Orten am Ladogasee (der größte See
Europas, 33mal so groß wie der Bodensee) paar Uferpromenaden mit paar Cafés
mitzunehmen. Diesbezüglich gab es absolut nichts, direkt am See führten maximal
ein paar unbefestigte Wege entlang, die Bodenfreiheit und Allrad des X-Trail
erforderten.
In den Orten selbst schien die Zeit seit 50
Jahren stehen geblieben zu sein: Wohnblocks aus den 60er/70er Jahren im
Originalzustand und bei den Straßen war asphaltfrei eine häufige Eigenschaft.
Das Regenwetter wurde auch nicht besser, sondern hielt standhaft bis zum Abend
durch. Die E 105 (St. Petersburg - Murmansk), auf die wir dann stießen,
entpuppte sich als perfekt ausgebaute Fernstraße.
In Petrosawodsk hatten wir, als hätten wir
das Mistwetter geahnt, ein Doppelzimmer im
Hotel
"Sewernaja" gebucht. Das "Sewernaja" ist ein Bau im typischen
pompösen Stil der 30er Jahre mit Säulen und rotem Samt. Über den Preis (25 € mit
Frühstück) konnte man sich auch nicht beklagen. Vom Hotel waren es 15 Minuten zu
Fuß durchs Stadtzentrum zum Onegasee (der zweitgrößte See Europas, "nur" 18mal
so groß wie der Bodensee). Leider hielt sich der Dauerregen hartnäckig.
In Petrosawodsk sah man wieder deutlich,
dass Russland ein Land der extremen Gegensätze ist: einerseits verrostete
O-Busse und Wohnblocks, an denen 50 Jahre lang nichts saniert wurde,
andererseits luxuriöse Hotels und moderne Einkaufstempel vom Feinsten.
Petrosawodsk - Belomorsk / Wygostrow (Выгостров)
Das Wetter war nach wie vor mehr als nass,
als wir Petrosawodsk verließen und wieder auf die E 105 nach Norden
einschwenkten.
Regenwetter bei der Abfahrt aus Petrosawodsk |
"Kurz" vor Murmansk |
Unterwegs legten wir einen
Zwischenstopp in
Medweschjegorsk ein, einer
15000-Einwohner-Stadt an der Nordspitze des Onegasees. Bei dieser Gelegenheit
ergänzten wir im "магазин" unsere Vorräte für unterwegs (Schokolade, Kekse) und
für zu Hause (Tee).
Unser Tagesziel war ein Campingplatz bei
Belomorsk, den wir im WWW entdeckt hatten. Zuvor kamen wir aber in den Abschnitt
der E 105, in dem noch fleißig die Fernstraße ausgebaut wurde. Und es ist ein
besonderes Erlebnis, in einer einspurigen Baustelle 3-4 Autos mit 70..80 km/h
nebeneinander zu sehen, die einander fleißig überholen. Ansonsten ging es durch
eine Gegend, in der "endlose Weite und Wildnis" als Beschreibung ebenso wie im
Yukon oder Alaska voll zutreffend ist.
Baustelle
Nach 2 Runden durch das an sich sehr
überschaubare Dörfchen Wygostrow entdeckten wir endlich, aus Fahrtrichtung
Belomorsk, das Schild "Nord-Camping" und fanden unsere Übernachtungsgelegenheit.
Eine mitteleuropäische Deutung des Wortes "Campingplatz" verbietet sich sowieso,
ein Vergleich mit den Zeltplätzen im Nichts vom Yukon passte da eher. Es gab
direkt am Fluß Wyg Stellplätze, Wasch- und Kochgelegenheiten - mehr braucht man
auch nicht. Ein paar Hütten und ein kleines Hotel auf dem Gelände befanden sich
noch in der Ausbaustufe.
Nach dem Abendbrot bummelten wir noch eine Runde durchs Dorf und noch etwas
später kamen ein paar Kühe auf dem Campingplatz vorbei und beäugten die
Besucher.
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Hotel und Hütten im Bau |
Die Wasch- und Duschgelegenheiten
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Erinnerte an Alaska |
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Die Dorfköter
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Belomorsk - Poljarnije
Sori
Nach dem Frühstück meldete sich der X-Trail
mit einer kleinen Katastrophe: Reifendruck vorn links zu niedrig. Ein
eingefahrener Nagel hatte einen schleichenden Platten verursacht. Mit dem
Kompressor schnell den richtigen Reifendruck herstellen und ab die paar
Kilometer bis Belomorsk. Dort fragten wir uns an einer Tankstelle zu einem
Reifendienst durch, der natürlich zum Sonnabend zu hatte. Der Betreiber der
benachbarten Waschstraße half und klingelte per Handy den Reifenmenschen heran,
der kurz danach mit dem Fahrrad eintraf. Ein kurzer Blick und der Reifen wurde
innerhalb von 3 Minuten direkt auf der Felge repariert. Da staunt man als
gelernter Mitteleuropäer nicht schlecht... Kosten übrigens: 100 Rubel (1,40 €),
die wir per Trinkgeld verdoppelten.
Das war ein Beispiel von Hilfsbereitschaft
und Freundlichkeit, die uns die gesamte Tour begleiteten. Bisschen Russisch, um
sich verständlich zu machen und wirklich jeder gibt sich große Mühe, dir das
Notwendige zu erklären, zu beschreiben oder irgendwie zu helfen.
Schnelles Frühstück
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Belomorsk |
Das Ziel rückte näher |
Abstecher nach Kem... |
..., der sich aber nicht lohnte |
Wie im Yukon/Alaska: wo 2 Straßen
aufeinander treffen gibt es eine Raststätte inkl. Cafe und Laden
Viel Landschaft |
Am Polarkreis |
Gegen Abend machten wir uns auf die Suche
nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Eine App zeigte uns eine Möglichkeit etwas
nördlich von Kandalakscha (35.000 Ew.), das geographisch schon zur
Kola-Halbinsel gehört. Diese Stelle entpuppte sich aber als Herrschaftsbereich
von Millionen Mücken, ebenso wie die anderen Ecken die wir in Augenschein
nahmen. Schließlich landeten wir in Poljarnije Sori und suchten dort entlang der
Ausfallstraßen nach einem geeigneten Stellplatz. Und nach einer Weile wurden wir
auch fündig: ruhig, kaum Mücken, am Rande des Friedhofs.
Kandalakscha
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Hier regierten die Mücken
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Ruhiger Stellplatz in Polarnije
Sori: der Friedhof
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Poljarnije Sori - Murmansk
Die letzte Etappe bis Murmansk wurde von
dem anhaltend schönen Wetter begleitet. Noch ein kurzer Abstecher in die Stadt
Monchegorsk und dann erreichten wir Murmansk.
Poljarnije Sori
Zweites Frühstück am
Straßenrand
Tankstelle unterwegs
Nächster Teil: Murmansk
Fotos (C) U. Kaiser 2019
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