Rückblick: Im
Norwegenurlaub 2002 waren wir zum ersten Mal in
Kirkenes und fuhren auch nach Grense Jakobselv. Wir kamen am Grenzübergang zu
Russland vorbei und ich las auf
einem Wegweiser "Murmansk" - von diesem Moment an wollte ich unbedingt mal nach
Murmansk. Und 17 Jahre später fährt man dann an einem großen Schild mit der
Aufschrift "Мурманск" vorbei...
Die Großstadt im hohen Norden war also das
eigentliche Ziel des 2019er Urlaubs und man muss damit leben, dass einen viele
für etwas bescheuert halten, wenn man dorthin will. "Russland, mit Zelt
und Auto... ihr seid irre... Auto weg... zu gefährlich" - das hört man sowieso und Murmansk stellen sich die meisten
als den kalten Gipfel des Irrsinns vor.
Ich hoffte, um Ärger mit meiner
kälteempfindlichen Frau zu vermeiden, auf Temperaturen von wenigstens 15 °C
(Murmansk liegt immerhin fast auf 69° nördlicher Breite). Aber 3 Tage
Sonnenschein und 28 Grad waren dann auch nicht übel.
Der im WWW erwähnte "Campingplatz" am Hotel
"Огни Мурманска" hoch über der Stadt entpuppte sich als schiefer, dreckiger
Schotterstreifen zwischen Hotel und Abgrund. Da wir unbedingt direkt in der
Stadt übernachten wollten, klapperten wir einige im WWW gefundene Hotels ab und
entschieden uns letztendlich fürs "Boutique Hotel Renaissance", 10 Minuten
Fußweg vom Zentrum entfernt. Das Auto parkte direkt vorm Hotel an der Straße,
aber wie eigentlich überall in Russland musste man sich - entgegen allen
Klischees - nicht mehr Sorgen ums Auto machen als zu Hause. Obwohl ein Teil des
Hauses saniert wurde, war alles inkl. Frühstück in Ordnung.
Und da in etlichen
Quellen darauf hingewiesen wird, sich ausreichend mit Bargeld einzudecken: man
kann faktisch überall und auch kleine Summen mit Kreditkarte (hilfreich: eine
ohne Gebühren im Nicht-Euro-Gebiet) bezahlen und die Nutzung des elektronischen
Bezahlens (auch mit Smartwatch und Handy) ist viel verbreiteter als in Deutschland.
"Boutique Hotel Renaissance"
Murmansk
Zu Fuß verschafften wir uns einen ersten
Eindruck von Murmansk.
Monument von Nikolai... (ein Bischof von Murmansk)
(Монумент Николаю Чудотворцу Мирликийскому)
Lenin-Prospekt
Lenin-Denkmal
Häuserdetails am Lenin-Prospekt: Emblem der UdSSR
Denkmal der Nordmeer-Flotte
Hotel "Azimut"
Im Zentrum: "Platz der 5 Ecken" (Площадь Пять углов)
Bahnhof
Denkmal für Anatoli Bredow
Lenin-Prospekt
Da am Ende des Stadtrundgangs noch etwas
Tag übrig war, fuhren wir noch zu "Aljoscha",
dem "Denkmal für die Verteidiger der sowjetischen Arktis im Zweiten Weltkrieg"
auf einem Hügel über der Stadt. Die Statue ist mit 35,5 m Höhe die zweigrößte in
Russland.
Der das ganze Jahr eisfreie Hafen von Murmansk besaß im 2. Weltkrieg
strategische Bedeutung, die alliierten Hilfstransporte brachten übers Eismeer
kriegswichtige Güter in die Sowjetunion. Die Rote Armee widerstand 1941 allen
Angriffen der deutschen und finnischen Truppen (u. a. Operation "Silberfuchs")
und konnte bis zur endgültigen Befreiung des sowjetischen Nordwestens 1944 ihre
Verteidigungslinie halten. Die Heldenstadt Murmansk war nach Stalingrad die am
zweitstärksten bombardierte sowjetische Stadt.
Ewige Flamme
Blick zum Hafen
Kola-Halbinsel
Bei Ausflügen und um Murmansk muss man als
Tourist etwas aufpassen, da es etliche gesperrte Straßen und Gebiete gibt
(Informationen dazu findet man im WWW auf offiziellen russischen Seiten). Wir
fuhren Richtung Nordosten und wollten eigentlich nach Teriberka an der Barentsee
fahren.
Nach rund 90 km durchs weite Nichts des hohen Nordens bogen wir nach
Norden Richtung Teriberka ab und hatten noch 40 km vor uns. Nach 5 km
verzichteten wir auf die Weiterfahrt - asphaltfrei war ja zu verkraften,
aber diese Waschbrettpiste - 20 km/h waren das Maximale - wollten wir dem
X-Trail doch nicht zumuten, da er kein Hardcoregeländewagen ist und der
Unterfahrschutz nur den vorderen Teil abdeckt. Aber auch so wussten wir nach den insgesamt 10 km, dass
es am Auto keine losen Schrauben (mehr ;-) ) gab. Interessant nicht nur für
Biologen: Die Moskitos auf der Kola-Halbinsel sind (gefühlt) groß wie
Kampfhubschrauber und haben auch eine ähnliche Durchschlagskraft. Aber trotz
dieser Quälgeister ist die Landschaft faszinierend - einsam bis zum Horizont und
(abgesehen von den seltenen Autos und dem Wind) totenstill.
Serebrjanskaja (Серебрянская)
- Straße über die Kola-Halbinsel
Unbefestigte Waschbrettpiste nach Teriberka
Umkehren
Der Kola-Ausflug war kürzer als geplant und so drehten wir am Nachmittag noch eine
Runde zu Fuß durch Murmansk und versorgten uns mit Souvenirs und Postkarten. Der
einzige Souvenirladen, den wir fanden, befand sich zwischen Bahnhof und "Platz
der 5 Ecken" in der Uliza Worowskowo
(ул. Воровсково). An Cafés und Gaststätten mangelte es nicht, selbst die
Burgerschmiede mit dem gelben Torbogen war vorhanden. Und wer einen
Einkaufstempel vom Feinsten sucht, wird gewiss mit der "Murmansk Mall" 1,5 km
südlich des Stadtzentrums glücklich.
Denkmal am Lenin-Propekt, Ecke Zentralpark
Stausee Werchnjetulomsk
Eigentlich wollten wir am dritten Tag
(Dienstag) den zum Museumsschiff umfunktionierten Atomeisbrecher "Lenin"
besichtigen, aber der war erst wieder am Mittwoch geöffnet. Also erkundeten wir
noch etwas die Umgebung und fuhren flussaufwärts die Tuloma nach Werchnjetulomsk
zum gleichnamigen Stausee. Und abseits der Großstadt wurden in den Ortschaften
doch die optischen Russland-Klischees bedient.
Wasserkraftwerk Werchnjetulomsk - ...
... das größte seiner Art im russischen Nordwesten
Stausee
Werchnjetulomsk
Werchnjetulomsk
Zurück in Murmansk
Brücke über die Tuloma
Neu und alt in der
Karl-Marx-Straße
Atomeisbrecher "Lenin"
Die zeitige Abfahrt nach Kirkenes wurde dem
Besuch des ersten Atomeisbrechers der Welt "Lenin". Er wurde 1959 in Dienst
gestellt und war das erste zivile Schiff der Welt, das mit Atomkraft angetrieben wurde.
Orientierungspunkt für die Anfahrt ist das Hotel "Morskaja".