Russland
Kaliningrader Gebiet
Kaliningrad
Unser 2019er Urlaub führte uns von Polen
nach Kaliningrad. Am Grenzübergang benötigten wir zwar zweieinhalb Stunden, aber
die russischen Grenzer und Zöllner waren, im Gegensatz zu der knurrigen Dame an
der polnischen Abfertigung, nett und höflich. Das Öffnen unseres Dachzelts
konnte nach dem Reißverschluss abgebrochen werden, als die Zöllnerin ahnte, dass
dies etwas umfangreicher als eine schnöde Dachbox werden würde und - wie sie mit
einem Handgriff feststellte - alles auf Grund des Regens der Nacht klitschnass
war.
Grenzübergang Grzechotki (E 28)
In Kaliningrad checkten wir im Hotel "Baltika"
ein, das ca. 15 Autominuten östlich vom Zentrum direkt an der A229 liegt. Klare
Empfehlung: preiswert, sauber, ordentlich, Klassefrühstück, da kann man auch
damit leben, dass das Hotel irgendwann Ende der 80er Jahre errichtet wurde und
vielleicht nicht alles nigelnagelneu ist. Hinterm Hotel kann man auch auf einem
kleinen Stück Wiese mit dem Wohnmobil oder dem Zelt unterkommen.
Wir fuhren dann für einen ersten Eindruck
mit dem Auto ins Stadtzentrum. Ja, man fährt in Russland etwas lockerer als in
Mitteleuropa, aber nach unserem Jahr Mexiko gibt es fast nichts mehr, was
mich im Straßenverkehr erschüttern kann.
Fahrspuren etwa sind zwar oft genug nur Empfehlungen, da passen auch mal drei Autos
nebeneinander auf zwei Spuren. Aber die Autofahrer lassen einander genug Luft
und man bedankt sich sofort per Warnblinker für nette Gesten. Als wir heimwärts
vom Parkplatz fuhren, mussten wir mitten im abendlichen Berufsverkehr links auf
eine sechsspurige Straße einbiegen - Befürchtungen auf ewige Warterei wurden
schnell zerstreut: von links hielten alle an, ließen uns rausfahren und auch der
Verkehr der anderen Richtung nahm den Fuß vom Gas. Man
sollte einfach normal fahren und das teilweise typische deutsche "Ich habe recht
und Vorfahrt"-Denken im Kofferraum lassen.
In der "Europa"-Mall mitten im Zentrum
kauften wir eine russische Prepaid-SIM-Karte, weil die Roamingsgebühren extrem
hoch sind. Und umgerechnet 5,60 Euro für 30 GB Daten und 5000 Gespächsminuten
(nur in Russland gültig) sind schon ein guter Preis. Die Verkäuferin war sehr
nett: seitenlange Formulare und das Kopieren des Reisepasses dauerten zwar 20
min, aber sie legte die Karte auch in mein Zweithandy ein und aktivierte sie, so
dass wir sofort preiswert mobil waren. LTE gab es übrigens, bis auf ganz wenige
Ausnahmen, selbst in der tiefsten Taiga flächendeckend bis hoch nach Murmansk.
Am nächsten Tag startete der Tourismus. Der
Bus hielt direkt vorm Hotel, eine Schaffnerin (kein Ticketautomat) verkaufte die
Fahrscheine für 24 Kopeken pro Nase. Nostalgisch! Und nach 20 Fahrminuten ist
man im Stadtzentrum. Wir drehten zu Fuß eine große Runde bis zum Dom und dann im
großen Bogen zurück zum "Площадь Победы" (Platz des Sieges). Es ist sehr
hilfreich, wenn man wenigstens etwas Russisch sprechen und die kyrillische
Schrift lesen kann. Unsere 8 Jahre Russischunterricht in der Schule liegen zwar
schon paar Jahrzehnte zurück, aber erstaunlicherweise reaktiviert das Gedächtnis
vieles wieder, was man eigentlich vergessen glaubte. Auch wenn es in Kaliningrad
relativ viele Touristen gibt, so findet man (auch in Hotels) nur sehr selten
jemanden, der Englisch oder gar Deutsch (gelegentlich einen ehemaligen
Armeeangehörigen, der in der DDR stationiert war) kann.
In Kaliningrad ist es nicht zu übersehen,
dass die Stadt im 2. Weltkrieg faktisch komplett zerstört wurde. Es sind nur
ganz wenige alte Gebäude erhalten geblieben, darunter der Dom. Ansonsten ist es
eine Stadt, die zumeist durch die typische sozialistische Architektur des 20.
Jahrhunderts geprägt ist. Es gibt aber viele Stellen, an denen in den letzten
beiden Jahrzehnten vieles neu erstanden ist.
Denkmal "Mutter Heimat" (ул. Театральная)
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Lenin-Prospekt
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Königsberger Dom
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Fischdorf (Рыбная Деревня) |
Neu und alt direkt nebeneinander |
Liberale Synagoge |
Grundmauern des Königsberger Schlosses |
Haus der Räte - eine aus den 80er Jahren
stammende,nie vollendete Bauruine |
Zentralplatz (Центральная площадь) |
Gerade in Vorbereitung der Fußball-WM 2018 entstand viel Neues
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Denkmal für das Jagdfliegergeschwader "Normandie-Niemen", in dem
im 2.
Weltkrieg französische Jagdflieger an der Seite der Roten Armee kämpften
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Irgendwann waren wir pflastermüde und
stärkten uns im
Cafe "Shark", das - trotz des englischen Namens
- usbekische Küche bot.
Danach ging es weiter die Straße
Черняховского entlang bis zum Zentralmarkt. In dem bieten unter einem großen
Dach zahlreiche Stände Obst, Gemüse u. v. a. an.
Weiter ging es zum Platz des Sieges (Площадь
Победы) und zur Christ-Erlöser-Kathedrale, einer russisch-orthodoxen Kirche, die
von 1996 bis 2006 errichtet wurde.
)
Auf der Busfahrt zurück zum Hotel kamen wir
entlang der alten Stadtbefestigungsanlagen am Königstor und am Sackheimer Tor
vorbei.
Königstor
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Sackheimer Tor
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Am nächsten Tag standen, nach einem
ausgiebigem Frühstück, die beiden Ostseebäder Svetlogorsk (früherer deutscher
Name: Rauschen) und Selenogradsk (früher: Cranz) auf unserem Plan. Bevor es
jedoch über die gut ausgebaute Autobahn Richtung Ostsee ging, besuchten wir das
zur Fußball-WM 2018 errichtete Stadion und eines der rund ums alte Königsberg
errichteten Forts, das "Fort Nr. 5
Friedrich Wilhelm III." Dessen 200 Mann Besatzung kapitulierten im April 1945
erst nach 16-stündiger Belagerung.
Svetlogorsk
Selenogradsk
Und abends standen hinterm Hotel 4 Trabis
mit originalen DDR-Dachzelten.
Nächster Teil:
Kurische Nehrung - Riga - Helsinki
Fotos (C) U. Kaiser 2019
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