(C) UK 2015
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USA
/ Kanada
Yukon /
Alaska 2014 (V)
Katmai
National Park
Bei der Vorbereitung des Urlaubs hatte ich
schon ein Auge auf die Tagesausflüge per Flugzeug ab Homer geworfen. Auch auf
die Preise. Und so lotste ich die Familie bei unserem abendlichen Rundgang auch
in 3 Büros, in denen solche Rundflüge angeboten wurden. Frau erklärte mich zwar
angesichts der Preise für verrückt, ließ sich dann aber zu konkreten Vergleichen
überreden. Als wir das letzte Angebot draußen vorm Häuschen der Fluggesellschaft
studierten, wurden wir auf Deutsch angesprochen: "Na, wollt ihr Bären sehen?"
Wir stutzten. Die nette Frau war Österreicherin, die schon seit langem in Homer
lebte und bei
Bald Mountain Air arbeitete. Letztendlich -
nach einer weiteren Runde durch Homer inkl. Abendessen - entschieden wir uns für
Bald Mountain Air, weil zunächst einmal das Preis-Leistungs-Verhältnis gegenüber
der Konkurrenz das beste war.
Am nächsten Morgen waren wir pünktlich 8 Uhr
am Anlegesteg, schließlich starteten wir ja mit Wasserflugzeugen. Nach einer
Einweisung und der Ausstattung mit wasserdichten Overknee-Stiefeln wurde die
Gruppe auf die beiden "de Havilland
DHC-6 Twin Otter" verteilt und ich durfte - weil der schwerste unserer Gruppe -
auf dem Hinflug vorn im Cockpit neben unserem Piloten Tony Platz nehmen. Mensch,
war das ein Erlebnis! Geflogen bin ich ja nun schon oft, aber so hautnah mit
Ausblick nach vorn... das war schon irre!
Unvergessen sind mir die Worte von J. R.,
einem der beiden Piloten, bei der Einweisung: "Das gefährlichste am heutigen Tag
ist das Einsteigen ins Flugzeug." Ansonsten bräuchten wir uns keine Sorgen
machen, die Bären dort kennen keine Touristen (und verknüpfen deshalb nicht wie
ihre Artgenossen in stark frequentierten Gegenden Menschen nicht mit Rücksäcken
voll Futter), sie haben ein Riesenangebot an Lachsen im Bach und deshalb kein
Interesse an uns. Wir sollten nur immer zusammenbleiben und nicht zwischen Bären
und Lachse kommen. Ich habe meiner Familie ja schon vorm ersten Yukon-Alaska-Urlaub immer gepredigt, dass wir nicht auf dem Speiseplan der Bären
stehen.
Wir flogen westwärts übers Meer zur
Alaska-Halbinsel. Ziel war die Gegend am Funnel Creek im Katmai-Nationalpark.
Über den konkreten Landeplatz entschieden die beiden Piloten dann nach einer
Runde über die Umgebung und einem ersten Blick, wo Bären anzutreffen waren.
Unterwegs hatten wir sagenhafte Ausblicke u. a. auf den Iliamina Volcano und den
Mt. Douglas. Kurz vorm Ziel riss die dichte Wolkendecke unter uns auf uns es
wurde ein schöner und sonniger Tag.
Iliamina Volcano
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Tony
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Mt. Douglas
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Im Zielgebiet
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Funnel Creek
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Gelandet
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So eine Wasserlandung ist schon etwas
Faszinierendes. Zwar wird die scheinbare Pfütze beim Näherkommen immer größer,
aber am Ende war ich doch überrascht, welch kurze Landestrecke das
Wasserflugzeug nur benötigte. Nach der Landung wurde das Gepäck ausgeladen, der
nächste größere Busch zur Unisextoilette deklariert und es ging zu Fuß ca. eine
halbe Stunde über die nächsten Hügel hinweg zum Funnel Creek.
Bereits von weitem sahen wir die ersten
Bären. J. R. und Tony wussten viel über die Bären zu erzählen, während wir
zunächst rund anderthalb Stunden lang an einem kleinen Hang oberhalb des Funnel
Creek saßen. Sie gaben uns viele, viele Informationen, die ich beim Beschriften
der weiteren Fotos verwendet habe. Die Piloten sagten auch, dass wir ruhig
unsere Verpflegung genießen können, die Bären würde dies nicht stören oder gar
anlocken. Zeitweise wussten wir angesichts der großen Zahl Bären gar nicht, wo
wir zuerst hingucken sollten - unter uns, hinter uns, in Sichtweite rechts und
links Bären, darunter etliche Bärenmuttis mit Jungen. Sie achteten penibel
darauf, immer ausreichend Abstand von den Männchen zu halten, die eine
ernsthafte Gefahr für ihre Jungen darstellen.
Ehrlich gesagt: Weiter als bis zu dieser Stelle hätten wir uns allein nicht
getraut, denn so 30 bis 50 m Abstand sind nicht viel, wenn man weiß, dass die
Braunbären so eine Distanz in wenigen Sekunden überbrücken können. Aber wie uns
bei der Einweisung versichert wurde: Die Bären interessierten sich nicht für
uns, sondern nur fürs Futter und waren sehr entspannt. Und als Krönung kamen
nach einiger Zeit zwei Bärenbrüder, 4 Jahre alt und das erste Jahr ohne Mutter
unterwegs, angeschlendert, die es sich rund 20 m hinter uns in einer kleinen
Kuhle gemütlich und ein Nickerchen machten. Und wir saßen ebenso
entspannt und relaxt im Gras und guckten uns die Augen aus dem Kopf.
Übrigens hatten die Piloten nichts weiter "zur Beruhigung" mit als eine Flasche
Pfefferspray, denn Waffen sind im Nationalpark verboten.
Irgendwann setzten wir uns wieder in
Bewegung und liefen oberhalb des Funnel Creek entlang um die nächste Biegung, um
unseren zweiten Beobachtungsplatz des Tages direkt am / im Bach einzunehmen.
Dabei ließen sich weder die Bärenbrüder noch ein älterer Bär, der ein Stückchen
weiter keine 20 m neben unserem Pfad schlief, in ihrer Ruhe stören. Ich hätte
nie geglaubt, vor mir Bären aus der Nähe zu sehen, während dicht in meinem
Rücken drei weitere Bären lagen. Aber die Ruhe, die J. R. und Tony ausstrahlten,
übertrug sich auf uns und man musste sich immer mal wieder klarmachen, in
welcher exotisch-faszinierenden Situation man sich befand.
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Bärenmutti mit kleinen Bärchen...
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...und noch eine mit großen Cubs
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Unterwegs zeigte uns ein entgegenkommender
Bär durch sein Erscheinen, dass hier sein Revier sei, aber äußerlich zeigte er
kein Interesse an unserer Gruppe. Als wir dann den kleinen Hang hinab zum Bach
kletterten, wurden wir bereits vom nächsten Braunbären aus dem
gegenüberliegenden Gebüsch beobachtet, der sich aber - gelangweilt oder genervt?
- zurückzog.
Als wir auf der kleinen Insel saßen,
dauerte es keine 5 Minuten und die nächsten Bären tauchten auf. Diesmal saßen
wir faktisch auf Pfotenhöhe und die Distanz betrug teilweise keine 10 Meter
mehr. J. R. wurde gefragt, warum er mit dem Rücken zum Bach und zu den Bären
säße. Er meinte, dass er Bären häufig genug sieht, er gucke sich lieber unsere
Gesichter und Reaktionen an, das sei interessanter. Und zudem wolle er
absichern, dass uns kein Braunbär von hinten erschreckt.
Obwohl am Funnel Creek auf relativ engem
Raum viele Braunbären aufeinandertrafen, erlebten wir doch keine sichtbaren
Reibereien untereinander - die Lachse reichten offensichtlich für alle, so dass
Futterneid überflüssig war. Bis auf einmal, als ein Bär vor unseren Augen einen
Lachs fing und ihn auf der Sandbank vor uns verputzen wollte. Und das unter den
Augen des "Chefs", der im Busch saß und sich dies nicht lange anguckte...
Erfolgreich beim Fischen
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Nanu, wer ist denn da im Hintergrund?
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Der "Chef" näherte sich zielstrebig und...
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... der deutlich kleinere Lachsjäger gab
Fersengeld
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Nun stimmte die Rangordnung wieder
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Wer kommt denn da?
Die Bärenbrüder hatten ausgeschlafen und...
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...machten einen Mittagsbummel den Bach
entlang.
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Groß, kräftig...
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... und als "Chef" muss man wohl so finster gucken
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Der sah optisch eher aus wie ein Teddy
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Er erinnerte in manchen Bewegungen an Balou
;-)
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Der "Chef" persönlich beim Fischfang
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Wir saßen dort rund zweieinhalb Stunden
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Mutter mit Kind
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Plötzlich ein wildes Tier hinter uns!
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Bachabwärts war auch reger Bärenverkehr
Und bachabwärts liefen wir dann auch durchs
Wasser
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Mutti mit 2 großen Cubs - Distanz 10 Meter
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Eisreste im August
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Er zeigte uns seine Anwesenheit
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Wegen diesem Schläfer mussten wir in die
Bachmitte
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Dort stand der nächste zunächst im Weg
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Dann saß er hinter einem Baum: "Ihr seht
mich nicht!"
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Er bog den Baum mit einer Pfote
beiseite: "Huhu!"
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Der Schläfer bliebt ungerührt
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Die meisten aus unserer Gruppe übersahen
den Höhepunkt des Tages: Eine Bärin mit Jungen ist eigentlich so das
Verrückteste und Explosivste, was einem übern Weg laufen kann. Und wenn du als
Letzter der Gruppe dann auf einmal 6-7 Meter von jener Stelle entfernt, an der
wir aus dem Bach stiegen und den Hang erklommen, zwei kleine Bären (ein halbes
Jahr alt) im halbhohen Gras siehst, die sich knuddeln und die Mutti liegt
nochmals 10 Meter weiter, dann wird der Herzschlag doch plötzlich ganz langsam,
du hältst die Luft an und die Welt schaltet auf Zeitlupentempo (für zwei Fotos
reichte es aber noch). Aber die Bärenmama blieb scheinbar regungslos liegen,
obwohl sie uns schon von weitem kommen sah (garantiert ließ sie die ganze Zeit
kein Auge von uns). Ich wusste schon immer, dass ich einen sehr seriösen
Eindruck auf alle mache.
Und erst als wir alle oben standen, stand
sie auf, sammelte ihre beiden Kinder ein und machte sich auf den Weg weiter den
Bach abwärts, weil ein Bärenmännchen auftauchte. Offensichtlich empfand sie -
wie auch alle anderen Bären an diesem Tag - diese Gruppe buntgekleideter
seltsamer Wesen nicht als Gefahr.
Vollgestopft mit einer Unmenge von
Eindrücken ging es zurück zum Flugzeug. Auf dem Rückflug drehten wir noch eine
Extrarunde über Augustine Island und guckten dem Vulkan von oben in den
rauchenden Krater.
Ocean View RV Park von oben
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Homer Spit
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Ich denke heute immer wieder mit
Begeisterung und Verwunderung an diesen Tag. Begeisterung angesichts der
Begegnungen mit den vielen, vielen Braunbären quasi von Angesicht zu Angesicht,
Verwunderung auf Grund dessen, dass wir eigentlich an diesem die etliche der für
Bärenbegegnungen üblichen Verhaltenregeln außer Kraft setzten (Abstand, Essen) -
aber da wir (und da war die gesamte Gruppe ganz diszipliniert) nie aufdringlich
oder gar leichtsinnig wurden, passiv und in jeder Situation ruhig blieben,
"dankten" es uns die Tiere mit einem Erlebnis, was wohl keiner jemals vergessen
wird.
Großer Dank auch nochmals an Tony und J. R. von "Bald Mountain Air" für diesen
wunderschönen Tag! Und wer irgendwann nach Homer kommt: Diese Tour war voll und
ganz jeden einzelnen Dollar wert!
(C) Uwe Kaiser, 2014
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