Nordkap-Tour Weihnachten
2013
"Wir fahren ans Nordkap", verkündete ich
meiner Frau vor ca. einem Jahr. – "Und? Dort waren wir doch schon." – "Ja, im
Sommer, aber nicht zu Weihnachten…"
Anfang Januar 2013 las ich in der
Zeitschrift
"Off road" einen Reisebericht über eine
12-Tages-Fahrt zweier Redakteure ans Nordkap mit einem Hyundai iX35. Ans Nordkap
fahren viele, aber diese beiden waren Anfang Dezember unterwegs. Irre!
Eigentlich. Oder doch nicht? Einige Tage und zwei e-Mails später – ich hatte bei
der "Off
road" wegen der Ausstattung des Hyundai und einiger anderer Details
nachgefragt - stand fest: In den Weihnachtsferien geht es mit unserem X-Trail ans
Nordkap.
Aufgrund des engen zeitlichen Rahmens - wir
hatten nur die ersten anderthalb Wochen der Weihnachtsferien zur Verfügung -
dauerte die Grobplanung der Tour 10 min und ich buchte schon einmal die
Unterkunft in Honningsvåg. Der nächste Baustein war die Fähre und ab August
erfolgte schrittweise die Buchung der anderen Unterkünfte, denn eine
Übernachtung im Zelt kam diesmal nicht in Frage, wäre aber angesichts des
allgemeinen Preisniveaus der Unterkünfte in Skandinavien durchaus angebracht
gewesen.
Die unterstützenden Maßnahmen für den
X-Trail beschränkten sich auf die Anbringung zweier Zusatzscheinwerfer (Hella
FF75), den Kauf nagelneuer Winterreifen (Nokian WR D3), die erst zwei Tage vorm
Start aufgezogen wurden, und – im Fall der Fälle für alle 4 Räder – zwei Sätze
Schneeketten (halber Preis im Sommer). Dazu gab es eine Woche vorm Start einen
kleinen Wintercheck in der Werkstatt.
Größere Kartenansicht |
Unsere Route in
Skandinavien:
A - Trelleborg
B - Stockholm
C - Umeå
D - Rovaniemi
E - Honningsvåg
F - Nordkap
G - Levi
H - Tornio (hier ging es
auf der Hintour weiter)
I - Malmö
J - Flensburg |
Und so starteten wir am letzten Schultag
nachmittags gen Rostock und setzten mit der Fähre nach Trelleborg über. Schweden
empfing uns mit wahrem Mistwetter: 5°C und Dauerregen bis Stockholm. Hier hatten
wir es in der Nähe des Flughafens Arlanda die erste Übernachtung und ergänzten
unsere reichlichen Nahrungsvorräte um einige Kleinigkeiten. Nächstes Etappenziel
war Umeå. Die Tageslänge verkürzte sich zwar schon deutlich, aber vom Winter war
außer einigen weißen Krümeln nicht viel zu sehen und die Temperaturen lagen
immer noch über Null.
An der Fähre in Rostock |
Zwischen Stockholm und Umeå |
Frühmorgens ging es mit dem Ziel Rovaniemi
weiter nach Norden. Und endlich, ca. 50 km nach Umeå, wurde es rechts und links
der Straße permanent weiß und die tiefe Finsternis wurde durch den Schnee
aufgehellt. Es war bewusst geplant, bereits gegen 14 Uhr in Rovaniemi
anzukommen, denn wir wollten dem Weihnachtsmann am Polarkreis einen Besuch
abstatten und das Santa Claus Village auch mal im Winter sehen (im Sommer 2002
waren wir schon einmal dort).
Nördlich von Umeå wurde es
endlich richtig Winter |
Santa Claus Village |
Rovaniemi |
Warten aufs Frühjahr? |
Nun trennten uns noch ungefähr 700 km vom
Ziel und am 24.12. ging es durch traumhafte Winterlandschaften bis Honningsvåg.
Das Wetter war gut, abgesehen von den letzten 30 km, auf denen ein
heftiger Schneesturm die Sicht bis zum nächsten Paar der orangen
Begrenzungsstangen einschränkte (in der Nacht träumte ich auch prompt von
orangen Begrenzungsstangen…).
E6 am Polarkreis (am Santa
Claus Village) |
Auf fester Schneedecke ließ
es sich problemlos fahren |
Zusatzscheinwerfer sind sehr
zu empfehlen
Wo sollen die herkommen? |
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Das Ziel rückt näher |
Die drückten sich vorm
Dienst beim Weihnachtsmann |
Die Landschaft passte zum 24.12.
Mittags 12.30 Uhr: Der
Schnee verhinderte die totale Dunkelheit. |
Tunnel vor
Magerøya (seit 2012
mautfrei) |
Am ersten Weihnachtsfeiertag endete die
geplante Fahrt zum Nordkap schon nach 7 km an einem geschlossenen Schlagbaum.
Ein Schneepflugfahrer bestätigte uns etwas später, dass heute auf Grund des nach
wie vor andauernden Schneesturms nichts mehr gehen würde. Den Rest des dunklen
Tages verbrachten wir mit Bummeln in Honningsvåg, Mittagsschlaf, Abfahren
sämtlicher erreichbarer Orte auf Magerøya und nochmaligen Bummeln in Honningsvåg.
Das Auto stand
windgeschützt, rundherum war alles zugeweht. |
Blick aufs Eismeer |
Ende wegen Schneeverwehungen |
Kamøyvær |
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Kirche in Honningsvåg
Honningsvåg, Stadtzentrum |
Und immer die Frage im Hinterkopf, was wir
jetzt machen sollten. Nach mehr als 3100 Kilometern kurz vorm Ziel aufgeben? Wir
mussten am zweiten Weihnachtsfeiertag knapp 600 km bis Finnland schaffen. Nach
kurzem Überlegen stand aber fest, dass wir jede Chance nutzen wollten und
verschoben die Abfahrt am nächsten Tag einfach auf den Nachmittag.
Der erste Blick am nächsten Morgen galt dem
Auto (Hatte es geschneit?) und dem Himmel (War Schnee zu erwarten?) – der X-Trail
war frei wie der Himmel, die Temperatur auf 0°C geklettert. Also Sachen gepackt und ab auf die E 69 zum Abzweig Skarsvåg, dem Treffpunkt für die Konvois zum Nordkap.
Am Konvoitreffpunkt |
Die letzten 13 von 3161 km
standen bevor. |
Warten auf die (nicht
erscheinenden) Busse
Im Winter darf man die
letzten 13 km nur im Konvoi hinterm Schneepflug fahren. 11.30 Uhr (für
Privatfahrzeuge) und 12.30 Uhr (für Busse und Privatfahrzeuge) waren die
Startzeiten. Kurz nach 11 Uhr kam ein Konvoibegleiter, begutachtete unsere
Reifen – „No spikes, but AWD.“ – und war zunächst skeptisch, ob die Fahrt
möglich wäre. Sollte unser Vorhaben auch heute scheitern? Doch bald kam das O.k.
vom Schneepflugpiloten, dass die Fahrt möglich ist. Wir waren jedoch die
einzigen, die 11.30 Uhr warteten und so wurde der erste Konvoitermin abgesagt
und wir sollten mit den Bussen eine Stunde später hochfahren. Kein Problem, wir
hatten ja nur noch 600 km vor uns… Aber egal, Nordkap war wichtiger. Also
bummelten wir eine Weile in der Mittagsdämmerung durchs menschenleere Skarsvåg –
das Café hatte natürlich zu – und waren kurz nach 12 wieder am Treffpunkt. Vor
uns stand ein italienisches Wohnmobil auf Iveco-Daily-4x4-Basis, das Pärchen kam
aus der Nähe von Venedig. Immer wieder ging unser Blick die Straße Richtung
Süden entlang, die Busse suchend, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Punkt
halb 1 kam die Ansage, dass heute keine Busse kommen und wir jetzt starten.
Jaaaa!!!!!!
Konvoi hinterm Schneepflug
Video der Fahrt zum Nordkap (8:31
min)
Als wir nach 20 Minuten auf den Parkplatz vor der Nordkap-Halle
einbogen, schien der X-Trail zu schweben – wir hatten nach rund 3200 Kilometern
das Nordkap erreicht! Nach dem Bezahlen des Eintritts konnten wir die Einsamkeit
genießen: Wir waren ZU FÜNFT! Wer jeweils jenen touristischen Ameisenhaufen
erlebt hat, in den sich das Nordkap im Sommer verwandelt, wird verstehen, dass
uns die Szenerie fast etwas unwirklich vorkam. Völlige Stille und ein Rundblick
wie aus dem Bilderbuch, alles in einem märchenhaften Blauton. Kino, Shop und
Restaurant hatten übrigens geöffnet.
Weiter nördlich geht es auf
dem Landweg in Europa nicht.
Mittagszeit am Nordkap
|
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Nordkaphalle |
Das tatsächlich nördlichste
Ende von Magerøya:
Knivskjellodden |
So einsam sehen nur wenige den
Globus am Nordkap.
Gegen 14.30 Uhr begann die Rückfahrt.
Diesmal waren wir direkt hinterm Schneepflug und es ging etwas zügiger. Um den
Schlagbaum herum änderten sich die Straßenverhältnisse grundlegend: aus fester
Schneedecke wurde Glatteis. Zum Glück besserte sich der Untergrund bis
Honningsvåg. Richtig spannend wurde es aber nach dem Nordkaptunnel, als Regen
die festgefahrene Schnee-Eisdecke auf der E 69 in eine spiegelglatte Rutschbahn
verwandelte. Mit 50 bis 60 km/h ging es ganz vorsichtig voran.
Nach dem Skarvbergtunnel
wurde der Schwierigkeitsgrad noch gesteigert und die Straßenglätte nahm
ungeahnte Ausmaße an. Die Tachonadel bewegte sich nun nur noch zwischen 10 und
20 und trotzdem benötigten wir die gesamte Straßenbreite (wenigstens waren kaum
andere Autos unterwegs). Der Allradantrieb war mit der Kraftverteilung zwischen
Vorder- und Hinterachse völlig überfordert und sorgte durch hektisches Regeln
für zusätzliches Schlingern. Erst ein Einschalten der Sperre – jetzt gingen
starr jeweils 50% an beide Achsen – brachte etwas Beruhigung. Die absolute
Krönung bot dann eine Rechtskurve, die leicht überhöht ausgebaut war:
Schlagartig endete jeglicher Vortrieb und der X-Trail rutschte ganz langsam, wie
in Zeitlupe, quer auf den rechten Fahrbahnrand zu. Netterweise war dort eine
rund einen Meter hohe Schneewand, die uns sanft auffing. Zunächst befürchteten
wir ein permanentes Stranden, aber zweimal tief durchatmen, dem iXi gut zureden
und mit ganz viel Gefühl im Gasfuß zogen wir uns aus dem Schnee wieder auf die
Straße – nur um 10 Sekunden später ein Déjà-vu zu haben: Vorwärtsbewegung wurde
zum seitlichen Rutschen, Ende an der Schneewand. Nochmals ein „Komm mein Guter!“
zum X-Trail und wir rutschten auf der Straße weiter. Zehn Minuten später kam die Erlösung in
Form des Winterdienstes von vorn, der Split streute. Also ab auf die linke
Spur und wir erreichten wieder sagenhafte 50 km/h und nach zweieinhalb –
statt einer – Stunden die E 6. Da die Rezeption in unserem Zielhotel (in Levi,
Finnland) sowieso rund um die Uhr geöffnet hatte, hatten wir uns sowieso auf
eine Nachtankunft eingestellt und da kam es jetzt auf die Verzögerung auch
nicht mehr an.
Die Straße war jetzt wieder mit Schnee
bedeckt und so konnten wir die zulässige Höchstgeschwindigkeit wieder ausreizen.
Tankstopp in Alta und dort ging es dann über Kautokeino nach Levi, das eines der
größten Wintersportgebiete Finnlands ist.
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Norwegisch-finnische Grenze |
Nachts dreiviertel 2 ins Bett, früh um 9
raus und weiter ging es gen Süden wieder über Umeå nach Stockholm.
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Skigebiet Levi
Wieder am Polarkreis
Wir fuhren immer entlang der
finnisch-schwedischen Grenze |
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Sonnenuntergang nachmittags halb 3
In Stockholm gönnten wir uns einen Tag
Aufenthalt und übernachteten im
ehemaligen Gefängnis auf Langholmen, bevor es
dann mangels Fähren zwischen den Feiertagen über den Landweg via Malmö –
Dänemark – Flensburg wieder heimwärts ging.
Willkommen hinter
schwedischen Gardinen! |
Bis 1975 Knast, jetzt Hostel |
Hostel Langholmen |
Königliches Schloss |
Blick zur Strömbron |
Riksdag, das schwedische
Parlament |
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In der Altstadt
Riksbron |
Am Stortorget
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Stadshus, das Stockholmer
Rathaus |
Öresundbrücke zwischen Malmö
und Kopenhagen |
Blick nach Riddarholmen |
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