Israel /
Palästina
Jerusalem I
Jerusalem ist in der Welt eine besondere
Stadt. Zum einen sind dort drei der großen Weltreligionen verwurzelt, zum
anderen ist es politisch ein heißes Pflaster. Sowohl Israel als auch Palästina
erheben Ansprüche auf Jerusalem als Hauptstadt, Israel auf ganz Jerusalem,
Palästina auf Ost-Jerusalem, welches aber seit dem Sechstagekrieg 1967 von
Israel annektiert ist.
Die Jerusalemer Altstadt, das
ursprüngliche Zentrum der Stadt, ist relativ klein und hat eine Fläche von
rund 1 Quadratkilometer. Trotzdem sollte man, wenn es mehr als ein
touristischer Schnelltrip werden soll, 2 bis 3 Tage einplanen. Und wenn man
von den vielen interessanten Stationen entspannen will, bummelt man einfach
ziellos durch die Gassen, setzt sich in eines der zahllosen Cafés und
beobachtet die Leute, Einheimische und Touristen.
Erster Tag: Erste Erkundungen
Wir waren am frühen Nachmittag im
Addar-Hotel, checkten ein und hatten bereits nach einer dreiviertel Stunde
Suchen einen Parkplatz fürs Auto gefunden. Das "Addar" ist ein Bau aus dem 19.
Jahrhundert und bis zum Bau der neuen Luxusherbergen in der Nähe ein bei
Botschaftern und anderen hohen Tieren beliebtes Quartier. Man spürt überall
den nostalgischen Hauch der großen Vergangenheit.
Ein unschätzbarer Vorteil ist die Lage:
am Rande Ost-Jerusalems benötigt man zu Fuß nur eine Viertelstunde zum
Damaskus-Tor, einem der Zugänge zur Altstadt. Und so marschierten wir auch
gleich dorthin und drehten eine erste Runde zur groben Orientierung zur
Tempelmauer und zurück über die Via Dolorosa zum Löwentor und dann außen an
der Stadtmauer entlang. Tipp: Gegenüber vom Damaskus-Tor kann man im "Café
Paris" ganz nett essen.
Damaskus-Tor
|
Autoverkehr in den Gassen
Löwentor
|
Klagemauer |
|
Zweiter Tag: Stationen des
Kreuzweges
In Jerusalem hat man als Atheist der
Vorteil, keine Prioritäten setzen und Rücksichten auf irgendwelche eigenen
oder fremden Götter und Propheten nehmen zu müssen, sondern die gesamte in
Jerusalem versammelte Historie in vollen Zügen aufnehmen und genießen zu
können.
Unsere erste Tour führte uns, nach dem
sehr guten Frühstück im "Addar", auf Jesus' Spuren durch die Altstadt und
folgte den Stationen entlang der Via Dolorosa bis hin zur Grabeskirche.
Addar-Hotel |
Foyer
|
Vor der Stadtmauer
Durch eine der engen Gassen
vom Herodes-Tor zum Löwen-Tor |
|
Zaun des St.-Anna-Klosters
Erster Anlaufpunkt waren die Teiche von
Bethesda und das benachbarte St.-Anna-Kloster. In den Ruinen konnte man bis
tief hinunter zu einer römischen Zisterne steigen. Das neue Testament
berichtet von der Heilung eines Lahmen durch Jesus hier an diesen ehemaligen
Badestellen.
Die nächsten wichtigen Punkte waren die
Verurteilungs- und Geißelungskapelle (Station II des Kreuzweges) und der
Ecce-Homo-Bogen aus dem 2 Jh.
Dort, wo die Via Dolorosa auf die El Wad
Street trifft, soll Jesus das erste Mal mit dem Kreuz gestürzt sein (Station
III). Ein paar Schritte weiter befindet sich eine armenische Kirche, in der
man an Jesus' Begegnung mit seiner Mutter erinnert (Station IV). Der damalige
Straßenverlauf lag rund 3 Meter tiefer als die heutige Straße. Gegenüber der
Kirche verlässt die Via Dolorosa die El Wadi Street bereits nach wenigen
Dutzend Metern wieder und biegt nach Westen ab. An der Abbiegung soll Simon
von Kyrene von römischen Soldaten gezwungen worden sein, dass Kreuz vom
entkräfteten Jesus zu nehmen (Station V). Ein in die Wand eingelassener Stein
erinnert an diese Szene.
Armenische Kirche |
In der Mitte sieht man
Sandalenspuren |
El Wadi Street |
Station V: Simon nimmt das Kreuz |
Über zahlreiche Stufen geht es die enge,
von Läden und Cafés gesäumte Via Dolorosa weiter zu den nächsten
Kreuzwegstationen. Auf der linken Seite befindet sich eine Wandtafel an der
Stelle, an der Veronika Jesus das Gesicht trocknete (Station VI). Wo die Via
Dolorosa auf die Khan El Zeit Street trifft, markiert eine kleine rote Säule
über dem Eingang einer Franziskaner-Kapelle an Jesus' zweiten Sturz mit dem
Kreuz (Station VII).
Ab hier verlässt man die damaligen
Stadtgrenzen. Ein kleiner Abstecher geradeaus führt zur Station VIII, an der
Jesus weinende Frauen getröstet haben soll. Mit 'nem Kreuz auf dem Rücken und
den Tod vor Augen noch einen Umweg für einen Flirt einlegen... Alle Achtung!
Man geht wieder zurück zur Khan El Zeit Street, wendet sich nach Süden,
genießt das orientalische Flair des Basars und biegt bei der ersten
Gelegenheit rechts ab. Man gelangt über Station IX (dritter Sturz mit dem
Kreuz) aufs Dach der Grabeskirche.
Auf dem Dach der Grabeskirche befindet
sich das Kloster Deir el Sultan, welches von äthiopischen Christen errichte
wurde. Jetzt hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man nutzt die Tür in der
Hofecke zum direkten Zugang in die Grabeskirche oder man geht wieder zurück
zur Khan El Zeit Street, geht eine Gasse weiter und biegt rechts ab in
Richtung Hauptportal der Grabeskirche (länger, aber schöner und
interessanter).
Kuppel der Grabeskirche0
Kloster Deir el Sultan
|
Über der Grabeskirche
|
Über den Dächern der Altstadt
Die Grabeskirche
Die Herrscher Jeursalems wechselten immer
mal wieder. Im Großen und Ganzen respektierte man aber die Hauptheiligtümer der
jeweils anderen Religionen, ansonsten wäre die Stadt wesentlich ärmer an
Sehenswürdigkeiten. So z. B. auch die Grabeskirche, die über dem Hügel Golgatha,
der Kreuzigungsstätte vor den Toren des damaligen Jerusalems, errichtet wurde.
Beim Eintritt durchs Hauptportal stößt man
als Erstes auf den Salbungsstein, auf dem der Leichnam Jesu gesalbt wurde. Geht
man rechts die Treppe hoch, kommt man zum Kreuzigungsaltar, in dem man die
Vertiefung, in der das Kreuz gestanden haben soll, unter einer silbernen Platte
ertasten kann. Daneben befindet sich eine Felsspalte, die sich bei Jesus' Tod
geöffnet haben soll. In der Rotunde im Erdgeschoss befindet sich in der Mitte in
einer Art kleiner Kapelle Jesus' Grab (wobei dies ja eigentlich leer sein
müsste). Die Grabkammer selbst ist sehr klein und eng und es finden darin
maximal vier Leute Platz; man sollte sich hier auf längeres Anstehen einrichten.
Diesbezüglich war unsere Reisezeit im Februar fast ideal, da es zu dieser
Jahreszeit nur relativ wenige Touristen nach Jerusalem verschlägt.
|
Hauptportal der Grabeskirche
Kreuzigungsaltar
|
Felsspalte
|
Unter dieser Platte befindet sich
die Kreuzstelle
|
Salbungsstein
Anstehen am Grab
|
|
|
In der Grabkammer
Stabat-Mater-Altar
|
Nach dem Besuch in einem der wichtigsten
christlichen Heiligtümer drehten wir noch eine Runde durchs christliche
Viertel vorbei hin zum Jaffa-Tor. Dabei mussten wir natürlich noch den Turm
der Erlöserkirche besteigen und obwohl das Wetter ziemlich diesig war, bot
sich ein faszinierender Blick über die Stadt u. a. bis zum Tempelberg. Mit
Russisch kommt man in diesem Viertel übrigens auch gut über die Runden.
|
Erlöserkirche
Blick zur Grabeskirche
|
Blick von der Erlöserkirche über
die Altstadt hinweg zum Tempelberg
Im christlichen Viertel Jerusalems
|
In der Mamilla Mal,, einem
Einkaufszentrum
nach us-amerikanischem Vorbild
|
>>> Zur Fortsetzung: "Jerusalem II"
(C) Uwe Kaiser, 2015
Zum Seitenanfang
|